Freitag, 28. März 2014

Lissabon - die Schöne

Fast zwei Wochen waren wir auf Faial. Und schon fast heimelig, ist es geworden. Doch sagt ein altes Seefahrersprichwort: "Wenn dich die Wirte im Hafen alle beim Namen kennen, wird es Zeit, den Hafen zu wechseln."
... oder so ähnlich ... Also, der alten Tradition folgend, haben wir uns ein neues Ziel gesucht. Lissabon hat uns imponiert: Hauptstadt, großer Hafen, coole Fotos,... was spricht dagegen?
Wir durchstöbern das Internet und finden vor allem Warnungen: Viel Schiffsverkehr, gefährlich, sollte nicht angelaufen werden, Schifffahrtsstraße zu queren, noch gefährlicher und kaum Platz in den Marinas obendrein, ...
Mhhhh, also genau das richtige für uns! Da wollen wir hin ;-)

Abschied von den Azoren. Heute etwas bewölkt.
Private Whale und Dolphin- watching Tour zum Abschied

 

Wind, Wind komm heraus, ...

Die Überfahrt hat sieben Tage gedauert. Und war sehr friedlich. Was man sich vom Atlantik im Spätwinter durchaus nicht erwarten darf. Wenig Wind (manchmal zu wenig) und nix kaputt gemacht am Schiff. Einzig unbequeme Angelegenheit war die Anzahl der Schichten unter dem Ölzeug. Bei vier Fleecejacken und Schiunterwäsche und Halskrause und zwei Kappen und und und hab ich zu zählen aufgehört. Ja, in der Nacht war es scheißkalt!
Einziges Hilfsmittel und fast so wichtig wie die Rettungsinsel an Bord: die Wärmflasche!

Kollege Wind hat sich im Hochdruckgebiet ein bissl ausgeruht.

Jeden Tag ein Schiff, manchmal auch zwei.

 

 Prädikat: Sehr sehenswert!

Und dann kam sie, die gefährliche, von Segelforen verrufene Ansteuerung nach Lissabon. Wer nicht so oft auf Schiffen unterwegs ist, kann sich das im Fall Lissabon folgendermaßen vorstellen:
Zuerst gibt es eine Außenringautobahn. Die ist für den Durchzugsverkehr von Gibraltar Richtung Frankreich und England. Recht dicht befahren. Das heißt nacheinander tauchen Frachter am Horizont auf, werden größer, kommen näher, fahren vorbei und verschwinden wieder. Einer nach dem anderen. Zebrastreifen für Segelboote oder Unterführungen hat die Marineverwaltung nicht eingeplant, deshalb macht man es wie die Schulkinder: Hinfahren, links schauen, rechts schauen, und  drüberfahren. In unserem Fall war es ein perfektes Schauspiel: Nacht, im Hintergrund schon der Lichtschein vom Land, ruhiges Wasser, kaum Wind, und wie in einer Modeschau, präsentiert sich ein Riese nach dem anderen am Laufsteg. Wir schauen zu, bestaunen sie, und fahren nebenher, fast unbemerkt an ihnen vorbei. Wunderschön anzusehen.

Nach der Außenringautobahn kommen die Stadtaußenbezirke. Einfahrt in die Stadtautobahn sozusagen. Gemeinsam mit allen Fischern, Frachtern und sonstigen Schiffen teilen wir uns eine Einfahrt in den Fluß Tejo. Und was ist passiert? Da war ein wunderschöner Sonnenaufgang, ein paar Fischer, die ungefähr so verschlafen wie wir dreingeschaut haben, und ein paar große Frachter.

Fischer in der Flusseinfahrt. In der No-Fishing-Zone selbstverständlich.

Grüner Leuchtturm im Sonnenaufgang.

Im Hintergrund baut sich schon Lissabon auf.

Ankerlieger vor der Flusseinfahrt im Morgengraun.
Wer genau schaut: Schwarzer Punkt Links ist hineinfahrendes Schiff, links daneben rote Ansteuerungslichter, rechts daneben grünes Ansteuerungslicht.

Und dann, einfach der "Innenstadtautobahn" Fluss Tejo entlang, alles Sehenswürdigkeiten der Stadt im Sonnenaufgang bestaunen, in die Marina fahren und einen Platz bekommen.
Ja, es hat sich rentiert, der Gefahr ins Auge zu sehen. Sie ist wunderschön. Vor allem im Morgenlicht.

Torre de Belem

Große Brücke

Seefahrerdenkmal

Unsere Nachbarn in der Marina.

 

Und Lissabon selbst?

Sehr charmant. Manchmal ein bisschen abgebröckelt. Kreativer Geist an allen Ecken und Enden. Und viele Bars... zum Wirtsleute kennenlernen versteht sich ;-)

Auf und Ab, gehts überall hier.

Am besten mit der Achter- äh Straßenbahn zu bewältigen.

Abgebröckelt, aber mit Stil.

Fischdosenfabrik mit kreativem Touch. Bei unserer Fischfangquote einzige Hoffnung

Kacheln an den Häusern. Die alten Seefahrer sind überall zu treffen.

Lift um in den oberen Teil der Stadt zu kommen.

Schon wieder coole Straßenbahn.

Grasdach am Hauptplatz.

Nicht mehr ganz taufrisch. Auch in der Hauptstraße.
Hier haben wir es nicht geschafft, alle Wirtsleute zu besuchen. Gut so. Trotzdem düsen wir jetzt weiter Richtung Gibraltar. Im Moment ist's draußen kalt und tröpfelt. Gut, dass es die Wärmflasche gibt...

Montag, 17. März 2014

Das ist Faial


Kurz zusammengefasst:
Eine der Azoreninseln. Mitten im Atlantik. Nette Leute, schöne Stimmung, abwechslungsreiches Wetter.
Prädikat: Unbedingt sehenswert!

Porto Pim/Horta, in der Bucht hinten die Marina

Vulkan Pico 2300m hoch. Blick von Faial aus auf die Nachbarinsel

Beliebter Surferstrand auf Faial. Bei den vorherrschenden Temperaturen nicht nachvollziehbar. Übrigens menschenleer.

Alter Leuchtturm neben dem Vulkan Capelinhos.


Blick von der Marina auf den Pico

DAS Lokal in Horta. Peter's Sportcafe.

Bis in die 80er Jahre wurden auf den Azoren noch Wale gejagt. In der alten Walfabrik in Porto Pim gibt's jetzt ein Museum.
Walfischmuseum
Fotos aus dem Museum
Toter Wal wird in den Vorhof der Fabrik gezogen.

Dann auseinandergeschnitten. Und dann in der Fabrik verbrannt um Öl zu gewinnen. Mahlzeit.

Schnell weiter zur Kunst

Der gesamte Hafen von Horta wird seit langem von Segelcrews aus aller Welt bunt verschönert. Wer sich hier nicht verewigt, wird Unglück auf See haben. So steht's zumindest im Reiseführer. Und das wollen wir sicher nicht. Aber, tagelang ist uns nix eingefallen. Kreative Leere und zunehmend unter Druck. Vor allem auch wegen der vielen genialen Kunstwerke, die es hier schon zu bestaunen gibt.




Dann kam die Idee. Gerade noch im Zeitplan. Drei Tage hat's insgesamt gedauert, das Kunstwerk zu vollenden. Schablone abzeichnen, Farben kaufen, geeigneten Platz suchen, grundieren, Schablone ausschneiden,... phuuu. Aber es hat sich gelohnt. Wir sind zufrieden.

Malen nach Zahlen... oder so ähnlich.

Lack auf Beton. Mit Schablonen - Sprüh/Ausmaltechnik.

Und jetzt...

ab nach Lissabon. Hoffentlich trägt uns der Wind dort hin. In allerspätestens zehn Tagen werden wir es wissen.

Samstag, 15. März 2014

Freiwillig in die Kälte?

Es ist schon ein bisschen komisch. Die Badesachen einpacken und die Schiunterwäsche aus dem Kastl holen... Müssen wir wirklich schon jetzt zurück nach Europa? Für Februar zeigen die statistischen Wetterkarten nicht gerade berauschende Aussichten. Kalt. Hohe Sturmwahrscheinlichkeit.
Sollen wir nicht doch lieber noch einen Cocktail schlürfen und schöne Strände in der Karibik suchen?

Nix da. Steffi und Hannes sind schon gelandet. Zu viert stürzen wir uns ins Abenteuer. Und auch die Cara Mia freut sich. Der immergleiche Passatwind ist ihr schon fast zu langweilig geworden. Sie will Action. Also Ölzeug herrichten, Schisocken in die Gummistiefel stopfen, Cara Mia sturmsicher machen und Leinen los. Es ist der 17. Februar.

Wir lassen St. Martin und die Karibik hinter uns. Next Stop Azoren.

 Die Route

Immer gerade aus, und vor Bermuda einfach rechts abbiegen. Klingt doch einfach!?
Wie auf der Landkarte zu sehen, gabs eine ganze Weile nichts zu sehen. Ca. 2300 Meilen haben wir vor uns. Aber Achtung. Obwohl wir kein Land in Sicht hatten, zu bewundern gab es genug: Jeden Tag mindestens eine Theatervorstellung. Wolken, Sonne und Wind haben täglich ihre neueste Inszenierung präsentiert. So viele Prämieren,Uraufführungen und beeindruckende Bühnenbilder schafft kein großes Haus. Und wir dürfen das Spektakel aus der ersten Reihe verfolgen.

Das ist Regen. Und er kommt auf uns zu. Also Slalom fahren zwischen den Wolken.
Sonnenuntergang während der ersten Woche
Erwischen uns die Wolkentürme (inkl. Wind und Regen) oder ziehen sie doch vor uns durch?


Wir sind bei abnehmendem Mond gestaretet. Das heißt, die Himmelslaterne geht jede Nacht noch ein bisschen später auf, bis sie irgendwann erst im Morgengrauen auftaucht. Für uns heißt das, täglich längere Sternennächte, aber auch sehr dunkle Nächte.

Abnehmender Mond im Morgengrauen.

In der zweiten Woche düsen wir am Rand des Azorenhochs dahin. Sehr bequem.

 

Ganz normaler Alltag


Essen

...gabs meistens homemade. Favoriten: Kartoffel mit Käse, Reis mit Erbsen, Gemüsesuppe, Auflauf. Das Pizzaservice konnten wir leider bis jetzt noch nicht überzeugen, dass es schön wäre, auch aufs offene Meer zu liefern. Also luden wir uns ab und zu die Chefköche von Maggi und Knorr ein. Sehr beliebt waren Milchreis, Grießschmarrn, Gulasch (kiloweise), Serviettenknödel und Asianudeln. Und eines Abends, es muss ein besonders ruhiger und kuscheliger gewesen sein... gabs Käsefondue.

Kerzen, zum Warmhalten. Unmengen Aufbackbrot. Und Antirutschunterlage für alle.

 Nachts

Später in Horta treffen wir Crews die uns von ihrer Überfahrt erzählen. Abends schalten sie das Radar ein, verkleinern die Segelfläche, singen dem Autopilot ein Schlaflied und legen sich dann aufs Ohr. Ganz so wars bei uns nicht. Wir steuern fast nur per Hand. Das heißt, Zwei schlafen und Zwei passen aufs Schiff auf, steuern, stellen die Segel ein, fahren zwischen den Wolken Slalom und suchen ab und zu nach andere Schiffen. Die Uhr am Cockpittisch gibt den Rhythmus vor. Halbe Stunde steuern, halbe Stunde dösen. Klingt komisch? Macht trotzdem Spaß.

 
Wachuhr.
Das wäre der richtige Kurs.
Eines Tages verkünde ich in der Früh stolz, dass wir jetzt wirklich weit draußen sind. Die kleine Insel Bermuda ist das näheste Land und über 500 sm entfernt. Rundherum also nix nix nix. Dachten wir...

Falsch gedacht. Die kommenden zwei Nächte haben wir damit verbracht, zwischen asiatischen, rostigen Fischkuttern zick zack zu fahren. Wirklich fast nicht zu glauben.

 

Bewegungsdrang

Ende der ersten Woche wollte Roland schwimmen. Um sein Bedürfnis halbwegs glaubhaft vorzubringen entwickelte er eine recht gefinkelte Geschichte. Komische Vibrationen an der Schraube? Ev. eine Leine gefangen? Verbogene Schraube? Also, Segel runter, Gurt an und ab ins, mittlerweile schon kühlere Nass. Und weil es so überzeugend gut ausgesehen hat, 3000 Meter über dem Grund zu plantschen, haben wir uns schlussendlich alle in den Gurt geworfen und ein Salzwasserbad inkl. Wellen und schaukelndem Schiff genossen. Genial wars! Und die Schraube? Der gehts natürlich bestens.

Im größten Schwimmbad der Welt schwimmt sichs doch am schönsten.

Fliegender Fisch Alarm. Riesig und ziemlich riskante Flugbahn. Knapp an unserm Kopf vorbei. Bevorzugt Nachts.

Richtiges Outfit

 

Abendgarderobe in Gore-Tex. Hält warm und trocken. Gegen Ende auch untertags "Ölzeugpflicht", da sonst zu kalt.
Unser Schiffswohnzimmer wird im Laufe der Reise vielfach umfunktioniert. Trocken- und Lagerraum inkl. Sockenbelüftungsmaschine (Mitte). Meterologisches Zentrum, Kommunikationsschnittstelle (inkl. Satellitentelefon) und Headquater vorne rechts. Hinten links Lagerraumkabine. Vom Ersatzmüllsackerl, Wasserkanister, Melone und Zwiebel ist alles zu finden (wenn man nur lange genug sucht).


Und so hat sichs gesegelt:

Bis 300 Meilen unter den Bermudas düsen wir mit Wind von der Seite dahin. Schöner gehts fast nicht.

Dann leichte Flaute und später unbeständiger, kälter und ab und zu Regen inkl. Böen.




Und die zweite Woche düsen wir in einem schmalen Band, am Rand des Azornhochs dahin. Rechts von uns wenig Wind und Flaute. Links Tiefs und Sturm. Wir bleiben in der Mitte und genießen die Reise.

Für das letzte Viertel der Reise  verkündet der Wetterbericht Ungemütlicheres. Regen, viel Wind. Direkt über den Azoren. Also ändern wir unseren Plan um dem schlechten Wetter zu entwischen. Eine andere Insel? Nein, ganz einfach: schneller Segeln. Nie unter sechs Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit! Also wurde fleißig ausgerefft, Spi ausgepackt und gerast.



Angekommen

Und so haben wir es wirklich geschafft. Ein paar Stunden vor dem schlechten Wetter in Rekordzeit, am 6. März, 07.06 Uhr Ortszeit sind wir in Horta auf der Insel Faial, Azoren eingelaufen. Nach nur 17 Tagen, ohne Sturmsegel zu setzen und das im Februar.
Schon stolz waren wir ;-)


Horta ist bekannt für die bunt bemalenen Hafenmauern. Und die Cara Mia am Steg. Nach nur 17 Tagen.


Ein geniales Team.
... und die Fotos zur Horta-Hafenkunst gibt's dann übermorgen.